Auf den Kopf gestellt

Eine aussergewöhnliche Deponierung in der jüngerlatènezeitlichen Zentralsiedlung Basel-Gasfabrik

Eine 2009 im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Rheinhafens St. Johann notwendig gewordene Ausgrabung brachte zahlreiche latènezeitliche Befunde, darunter mehrere Siedlungsgruben, aber auch eine für die Siedlung bezüglich der Grösse und der Bandbreite der darin vertretenen Fundgattungen aussergewöhnliche Deponierung zu Tage. Das Fundensemble der Deponierung umfasst nach heutiger Erkenntnis wohl gegen 90 Objekte – neben diversen kleineren Eisen- und Buntmetallobjekten hochwertige Feinkeramikgefässe, Überreste von Holzgefässen, eine Griffschale aus Buntmetall und mehrere Metallkessel. Der aufgrund des Bauprojektes herrschende Zeitdruck verunmöglichte allerdings eine sorgfältige Freilegung und fachgerechte Bergung aller Objekte an Ort und Stelle. Deshalb wurde das Fundensemble, nachdem der Bereich rund herum ausgegraben war, eingeschalt und mittels aufwendiger Bohrtechnik mit enganliegenden Eisenröhren unterfangen, als mehrere Tonnen schwerer Block mit einem Hebekran geborgen und in eine direkt neben der Baustelle liegende, überdeckte Halle transportiert. Hier konnte unter laborähnlichen Bedingungen ein Teil der Objekte sorgfältig dokumentiert und einzeln oder in Form von kleinen Blöcken geborgen werden. Der zentrale Teil des vor Ort mit der vorhandenen Infrastruktur nicht mehr weiter abbaubaren Fundensembles wurde mit Cyclododecan (C14H24) und Gips gesichert und in der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in Dübendorf mit einem Hochleistungs-Industrie Computertomographen gescannt.

In den letzten Jahren konnten mehrere der kleinere Blöcke und einzelne Objekte bereits bearbeitet und konserviert werden. Der restliche Teil der Deponierung soll unter den optimalen Bedingungen des im Frühjahr 2019 eingerichteten neuen Konservierungslabors der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt, das über eine eigene µCT-Anlage verfügen wird, freigelegt und anschliessend in Zusammenarbeit mit Fachleuten verschiedener Disziplinen ausgewertet werden.

Ausgewählte Funde aus der Deponierung:

Kontakt:
Norbert Spichtig