Chronologie, Stratigraphie und Siedlungsdynamik

Die wissenschaftliche Auswertung der Befunde einer gut erhaltenen Zone der Siedlung Basel-Gasfabrik

Das im Rahmen dieses Projekts ausgewertete Siedlungsareal verfügt, da es sich in einer Geländesenke befindet, über eine besonders gute Schichterhaltung. Dadurch sind zahlreiche Strukturen und Befunde wie Gruben, Gräben und Pfostengruben von Gebäuden überliefert, aber auch Kultur- und Planierschichten, die Aufschluss über die Besiedlungsgeschichte geben können. Die Dissertation hat zum Ziel, die unterschiedlichen Siedlungsbefunde wissenschaftlich auszuwerten. Dazu müssen für das vorliegende Siedlungsareal Befundkomplexe identifiziert, ihre Funktion und Bedeutung erfasst und ihre stratigraphische Abfolge unter Einbeziehung der geomorphologischen Auswertung geklärt werden.

Aufgrund der komplexen Prozesse, die zur Bildung von Siedlungsstraten und Befunden im Allgemeinen und in der Siedlung Basel-Gasfabrik im Besonderen führen, ist die Auswertung eines Siedlungsareals immer mit besonderen Schwierigkeiten behaftet. Nutzung und Auflassung von Siedlungselementen wie Häusern, Gruben und Gräben spiegeln sich im archäologischen Bild immer nur als Momentaufnahme einer längeren Entwicklung. Dazu kommen natürliche und anthropogene Prozesse, die seit der Latènezeit Einfluss auf die Befunde genommen haben und daher bei der Bearbeitung unbedingt zu berücksichtigen sind.

Durch die Herausarbeitung der chronologischen Beziehungen der Strukturen zueinander sollen verschiedene Bebauungs- oder Besiedlungsphasen identifiziert werden, die einen Einblick in die Siedlungsgeschichte erlauben. Zur chronologischen Auswertung der Befunde ist die Einbeziehung der archäologischen Funde aus dem Siedlungsareal unerlässlich.

Die Betrachtung und der Vergleich der Befunde in unterschiedlichen Bereichen des untersuchten Areals unter Einbezug des archäologischen und biologischen Fundmaterials sollen zudem Hinweise auf unterschiedliche Nutzungsstrategien und Aktivitätszonen geben, die in Kombination mit chronologisch fassbaren Veränderungen einen Rückschluss auf die Siedlungsdynamik erlauben. Durch Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Studien und Informationen kann so ein Gesamtbild des Areals und seiner Siedlungsstrukturen entstehen.

Diese Betrachtung von Nutzung und Veränderungen des Siedlungsraums kann dazu beitragen, die Entwicklung der Besiedlung zu erfassen und die Strukturierung des Lebensraums Siedlung und seine Bedeutung für die eisenzeitliche Bevölkerung zu entschlüsseln. Zudem bietet die Übertragung der erzielten Ergebnisse auf den Rest der Siedlung die Möglichkeit, die Nutzung nicht so gut erhaltener Bereiche besser zu rekonstruieren und die Grosssiedlung Basel-Gasfabrik in ihr näheres und weiteres Umfeld einzuordnen.

Die Dissertation unter Beteiligung der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt und der Ruhr-Universität Bochum, Institut für Archäologische Wissenschaften findet im Rahmen eines aktuell laufenden, interdisziplinären Auswertungsprojekts statt, das sich mit einem Siedlungsbereich der jüngerlatènezeitlichen Siedlung Basel-Gasfabrik beschäftigt, der besonders gute Erhaltungsbedingungen aufweist:

Kontakt:
Milena Müller-Kissing